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Besichtigung der Firma GMS Fahrbahnsanierungen am 17.10.2023

Fräsen ist nicht so einfach, wie man glauben würde. Jedenfalls nicht, wenn man am Ende ein ordentliches Ergebnis haben möchte. Das wurde bei dieser Veranstaltung auch denen klar, die sich sonst nicht so intensiv mit diesem Thema beschäftigen.
Wir waren bei der Firma GMS Günter Meyer Gesellschaft für Fahrbahnsanierungen mbH zu Gast, und bevor wir eine Runde über das Betriebsgelände in Merzenich-Girbelsrath machten, gab uns der Geschäftsführer Torsten Meyer einen Überblick über die Historie des Betriebes, die eingesetzten Maschinen und ihre verschiedenen Einsatzgebiete.

Die Firma wurde 1983 von seinem Vater gegründet und war der erste Dienstleister für Kaltfräsen.
Mit drei Kaltfräsen begann die Geschichte. Heute sind in der Firma ca. 50 Fräsen im Einsatz, und rund 63 Mitarbeiter*innen arbeiten an drei Standorten.
In den letzten 40 Jahren gab es einige Meilensteine und Neuentwicklungen:

  • 1986 wurde die erste Großfräse angeschafft
  • 2004 ging der Road Twister an den Start, mit dem Fahrbahnoberflächen horizontal egalisiert oder die Fahrbahngriffigkeit verbessert werden können
  • 2006 ging es mit dem Aqua Twister weiter, der mit Wasser unter Hochdruck arbeitet
  • 2014 ging die erste Mikrofeinfräswalze mit Diamantmeißeln in den Einsatz
  • 2015 hat GMS die erste Fräsen-App entwickelt, mit der man unter anderem die Dauer eines Fräseinsatzes abschätzen kann
  • 2016 hat GMS als erster Fräsdienstleister auch Beschicker für den Asphalteinbau betrieben.
  • Seit 2018 kommt eine automatische Fräsleistungsermittlung zum Einsatz, die nicht nur den Disponenten hilft, sondern auch eine Dokumentation für den Auftraggeber darstellt.

Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema. So wurden 2012 die ersten Photovoltaikanlagen auf dem Dach installiert. Seit 2016 gibt es ein Energiemanagement nach ISO und seit diesem Jahr gibt es die Möglichkeit für Kunden, die Kompensation der CO2-Emissionen beim Fräsen mit zu beauftragen.

GMS setzt verschiedene Fräsentypen ein. Für jede Aufgabenstellung gibt es passende Modelle im Maschinenpark: Kleinfräsen mit Fräsbreiten von 35 cm bis zu 1 m, Kompakt- und Großfräsen mit Fräsbreiten bis zu 3,80 m oder auch Geräte, die Schlitze bis 60 cm Tiefe z.B. für die Verlegung von Glasfaserkabeln herstellen.
Dabei gibt es zwei Faktoren, die das Endergebnis beeinflussen:
Zum einen natürlich der Linienabstand (also der Abstand der Meißel zueinander). Je geringer der Linienabstand, desto feiner das Fräsbild. Das geht von einer Schruppfräswalze mit einem Linienabstand von mehr als 20 mm bis zur Mikrofeinfräswalze mit einem Linienabstand von weniger als 6 mm.
Zum anderen – und das wird oft vernachlässigt (!) – hat auch die Geschwindigkeit einen Einfluss auf das Fräsbild. Je schneller das Gerät fährt, desto gröber wird das Fräsbild. Im Umkehrschluss: wenn ich ein feines Fräsbild haben möchte, muss das Gerät langsamer fahren.

Standardmäßig wird bei den Arbeiten das Kopierfräsen eingesetzt: durch die Schilde rechts und links am Gerät wird das Bestandsprofil quasi kopiert.
Darüber hinaus gibt es aber auch andere Möglichkeiten. Sei es das Reduzieren von Unebenheiten mit Multiplexfräsen, oder auch die Profilkorrektur mit 3D-Fräsen.
Und wenn es ein neues Problem gibt, das man so noch nicht hatte? Einfach mal nachfragen, es gibt für (fast) alles eine Lösung. Aus solchen Fragen entstehen manchmal auch Innovationen.

Nach diesem ersten Überblick über das Thema Fräsen ging es dann raus auf das Betriebsgelände, um die Maschinen anzuschauen und mehr darüber zu erfahren.
Die Maschinen sind etwa 5 bis 8 Jahre im Einsatz. Dabei leisten sie zwischen 400 bis 1.000 Stunden im Jahr (im tatsächlichen Einsatz, ohne die nicht unerheblichen Wartezeiten).
Der Betrieb bildet Land- und Baumaschinenmechaniker aus, aber es ist gar nicht so einfach, passende Azubis zu finden. Und auch für den späteren Einsatz gilt: je nach Maschine sind Monate bis Jahre an Erfahrung erforderlich, um sie in allen Situationen optimal betreiben zu können.

Ein anderes Problem: Arbeitseinsätze für Fräsen werden gerne über das Wochenende gelegt. Was von Auftraggeberseite verständlich ist, ist für die, die die Arbeiten ausführen sollen, eine Herausforderung. Denn mal ehrlich, wer will Familie und Freunden schon sagen: „Nein tut mir leid, an Geburtstagsfeiern und Grillabenden am Wochenende kann ich nicht teilnehmen, da muss ich immer arbeiten. Vielleicht im Winter wieder.“ Also gilt es, Personal und Einsätze so zu verteilen, dass nicht immer die selben Kolleginnen und Kollegen die Wochenenden auf der Baustelle verbringen.

Es wurden noch viele Fragen gestellt: zur Maschinenleistung, ihrer Funktionsweise, wie oft getankt werden muss und wie die Meißel auf den Walzen befestigt werden.
Außerdem wurde über die praktischen Erfahrungen auf der Baustelle diskutiert. Unter anderem:

  • Was läuft gerne mal falsch?
    (Manches immer wieder, obwohl man meinen sollte, dass irgendwann ein Lerneffekt eintritt.)
  • Wie kommt die Fräse trotz der aktuellen Schwierigkeiten beim Erhalt von Transportgenehmigungen zur Baustelle?
  • Was für Probleme kommen auf uns zu, wenn die Brücken so marode sind, dass schweres Gerät nicht mehr über die Brücken zur Baustelle transportiert werden kann?
  • Warum ist es so teuer, wenn man die Fräse über Nacht einsetzen will?
  • Warum kann es sinnvoller sein, nicht das größte und damit schwerste Gerät einzusetzen?

Fazit: wir haben wieder einmal viel Interessantes gehört und gesehen in diesen 2 ½ Stunden. Und viel gelacht über die Erfahrungen, die die einzelnen Teilnehmer auf den Baustellen schon gemacht haben. Ein rundum gelungener Nachmittag, für den wir uns ganz herzlich bedanken.

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